Aufsteiger des Jahres 2022 in der Rangliste der beliebtesten Berufe ist Kauffrau bzw. Kaufmann für E-Commerce. Der Beruf steht beispielhaft für New Work. Erfahren Sie, warum New Work für die berufliche Ausbildung relevant ist.
New Work in der beruflichen Ausbildung
Aufsteiger des Jahres 2022 in der Rangliste der beliebtesten Berufe ist Kauffrau bzw. Kaufmann für E-Commerce. Der Beruf steht beispielhaft für New Work. Moderne Technologien haben die betrieblichen Prozesse grundlegend verändert. Sie erfordern neue Kompetenzen, schaffen flexible Arbeitsformen und verändern Führungskonzepte.
Die aktuellen Entwicklungen werden oft unter dem Begriff New Work oder Arbeit 4.0 zusammengefasst. Doch was genau ist das? Was sind die gefragten Kompetenzen? Wie passt das in die berufliche Ausbildung? Wie kann man Azubis fit für New Work machen?
Was ist New Work?
New Work könnte man einfach mit Neue Arbeitswelt übersetzen. Klar ist, dass sich unser Verständnis von Arbeit in den vergangenen Jahren stark geändert hat. Diese Veränderungen der Arbeitswelt durchzieht alle Branchen. Sie lassen sich durch drei zentrale Punkte charakterisieren:
- Digitalisierung Der Arbeitsalltag in Büros, Fabrikhallen und Werkstätten hat sich durch moderne Technologien grundlegend geändert. Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern müssen ihre Kompetenzen darauf anpassen.
- Dezentralisierung Schnell denkt man dabei nur an Home Office. Aber auch im Kundenservice heißt es schon lange nicht mehr, morgens im Büro die Aufträge für den Tag abzuholen. In der Produktion wird remote auf Anlagen zugegriffen. Moderne Produktionslinien werden über SPS-Technik (fern-) gesteuert.
- Demokratisierung Digitalisierung und Dezentralisierung bedingen eine veränderte Führungskultur. Mitarbeitende erhalten mehr Verantwortung und werden an Entscheidungen beteiligt.
Ob man diese Entwicklungen „New Work“ nennt oder anders, ist nicht entscheidend. Fakt ist, der Arbeitsmarkt befindet sich im Umbruch. Von den Mitarbeitenden und Azubis werden veränderte Kompetenzen verlangt.
Neue Kompetenzen für die berufliche Ausbildung
Die Ausbildung bietet den perfekten Raum, um die nächste Generation fit für die sich änderden Anforderungen im Unternehmen zu machen. Der Fokus der Ausbildung sollte deshalb erweitert werden: Es geht um fachliches Wissen und Können. Darüber hinaus sind verstärkt soziale, kognitive und digitale und Kompetenzen gefragt.
New Work macht nicht vor der betrieblichen Ausbildung Halt.
Digitales Lernen
Ausbildungszeit ist Lernzeit. Nahezu alle Ausbildungsberufe können durch digitale Lehre unterstützt werden. Unter “E-Learning in der Ausbildung” fallen Lernportale, Lern-Apps, Videos und Podcasts oder digitale Communities zum Austausch. Es ermöglicht Azubis, orts- und zeitunabhängig zu lernen. Im eigenen Tempo können sie Inhalte wiederholen und vertiefen. Das unterstützt Azubis, denen das Lernen schwerer fällt. Es fördert Azubis, die sehr interessiert sind.
Bei allen positiven Effekten des digitalen Lernens bleiben die Aufgaben für die Ausbilderinnen und Ausbilder konstant: Aktive Lernbegleiter für die Jugendlichen sein. Konstruktiv Feedback geben. Wege und Perspektiven aufzeigen.
Veränderte Kommunikation
In der Ausbildung geht es vorrangig darum, Fachwissen im eigenen Ausbildungsbereich aufzubauen. Das ergibt für Prüfungen in der Berufsschule und bei der IHK auch absolut Sinn. Unter dem Einfluss von New Work werden jedoch soziale Kompetenzen immer wichtiger: Die Azubis müssen sich häufiger in (agile) Projektteams einbringen. Sie wechseln zwischen verschiedenen Abteilungen und Rollen.
In den Teams wird erwartet, dass die Azubis das eigene Fachwissen einbringen, Ideen entwickeln und Lösungen präsentieren. Um den Erwartungen zu entsprechen, brauchen die Azubis soziale Kompetenzen: Teamfähigkeit und Kommunikationsstärke.
Flexible Strukturen
Klassische Hierarchiestufen werden bei New Work aufgebrochen. Die Projektteams werden bunter zusammengesetzt. In diese flexiblen Strukturen müssen sich die Azubis hineinfinden und etablieren. Keine leichte Aufgabe. Es gibt viele verschiedene Ideen und Ansätze, die Azubis in das Arbeiten in flexiblen Strukturen heranführen. Was davon sinnvoll ist und zur eigenen Unternehmensstruktur und -kultur passt, muss man am besten ausprobieren.
Lernkonzepte in der überbetrieblichen Ausbildung bei der ZAW Leipzig
Die Digitalisierung ist ein Thema, das auch die überbetriebliche Ausbildung der ZAW Leipzig seit vielen Jahren begleitet und prägt. In unseren Werkstätten zeichnen Azubis heute Schaltpläne an Tablets, programmieren komplexe Fertigungslinien, prüfen die Qualitäten ihrer Werkstücke mit digitaler Messtechnik.
Eine Konstante in der berufspraktischen Ausbildung bleibt: die Jugendlichen zu selbstständigen und qualitätsbewussten Handeln anzuleiten. Spätestens mit der IHK-Prüfung arbeiten sie als Fachkräfte eigenverantwortlich. So bereiten wir die Azubis vor:
- Projektarbeiten, um eigenständig Lösungen zu entwickeln
Seit vielen Jahren erarbeiten sich unsere Azubis bestimmte Inhalte über Projektaufgaben. Die Azubis entwickeln eigene Lösungsansätze, erhalten Hinweise zu möglichen Lösungsstrategien und müssen ihr Ergebnis präsentieren. Die beste Vorbereitung für eigenständiges Arbeiten. - Fehlerkultur
Eine offene Fehlerkultur ist ein echter Balanceakt im Unternehmen. Denn Fehler bedeuten für das Team mindestens Mehrarbeit, manchmal auch echten finanziellen Schaden. Um Fehler zuzulassen und Strategien zur Fehlersuche zu erlernen, sind die Ausbildungswerkstätten der ZAW Leipzig genau richtig: Hier geht es um Learning by doing unter realen Bedingungen. Denn für die Ausbildung steht Technik bereit, die vergleichbar ist mit der industriellen Technik in unseren Partnerunternehmen. - Individuelle Förderung von Azubis
Lernen in Gruppen geht nur über Kompromisse: Der Spagat ist, die einen nicht zu überfordern und die anderen nicht zu langweilen. Unsere Projektarbeiten lassen unterschiedliche Arbeitsgeschwindigkeiten und Schwierigkeitsgrade der Aufgaben zu. So können Azubis gefördert und gefordert werden.
Neue Lernmethoden für die berufliche Ausbildung werden auch in Unternehmen erprobt (-> gute Beispiele). Einige Herausforderungen bleiben, die sich nur schwer in die Ausbildung integrieren lassen. Zum Beispiel flexible Arbeitszeiten. Die Branche und das Unternehmen geben vor, welche Spielräume bei den Arbeitszeiten bestehen.
New Work – Chancen für die berufliche Ausbildung
Trotz allen bleibt die Frage, ob New Work wirkliche Vorteile für die Ausbildung bringt. Aus Sicht der ZAW Leipzig steht hier ein klares JA. Denn die Azubis von heute prägen die Arbeiswelt von morgen:
- Das wertschätzende Miteinander erhöht die Bindung der Azubis an das Unternehmen
- Die Kompetenzen und Potenziale der Azubis lassen sich besser erkennen und fördern
- Der Austausch zwischen Generationen wird gefördert. Ältere Fachkräfte können von dem Wissen und Kompetenzen der Jüngeren profitieren.
Fazit: Das sind Gründe genug, um beim Thema „New Work“ die Generation der zukünftigen Fachkräfte mit ins Boot zu holen.
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